Biographie

"Der Künstler ist der Mensch, der auf der Suche nach der bildnerischen Wahrheit alles wagt."

Karl-Heinz Herrfurth, Im Atelier

Karl-Heinz Herrfurth, geboren 1934 in Berlin-Dahlem, studierte von 1954–1960 Bildende Kunst und Werkerziehung an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Berlin bei den Professoren Gerhard Fietz, Ludwig Gabriel Schrieber, Helmut Thoma und Curt Lahs. Besonders die Zusammenarbeit mit Lahs beeinflusste Herrfurth in seinem späteren Wirken als Kunsterzieher. Um so mehr bedauerte er den plötzlichen Tod seines Lehrers anno 1958. Anno 1960 schloss er seine Studien an der HfBK Berlin mit dem Ersten (Künstlerischen) Staatsexamen in den Fächern Bildende Kunst, Werkerziehung, Malen, Erziehungswissenschaft und Philosophie ab, beendete zudem den Studiengang Schriftgraphik bei Prof. Hölter. Außerdem wurde er zum Meisterschüler von Prof. Fietz ernannt. Von 1963–1974 arbeitete er  in der Funktion eines Technischen Zeichners als wissenschaftlicher Angestellter, künstlerischer Assistent und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für freies Zeichnen und Malen an der Technischen Universität (TU) Berlin. Eine erste Einzelausstellung erfolgte in Berlin anno 1966. 1967 erhielt Herrfurth den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg „Junge Stadt sieht junge Kunst“. 1974 wurde er im selben Jahr wie Karl-Horst Hödicke als Professor an die Hochschule der Bildenden Künste (HdK) Berlin berufen, heute Universität der Künste (UdK) - in einer Zeit also, in der die Malerei als Nachfolge der Proteste der 60erJahre auch unter manchen Studierenden noch als kapitalistisch, reaktionär und daher überholt bezeichnet wurde. Herrfurth vermittelte in Konflikten zwischen Studierenden und Hochschule und vertrat deutlich die Position des Malens und Zeichnens gegenüber anderen Positionen. Dort übte er seine Professur bis 2002 aus. 

Zu seinem Kollegium gehörten dort viele international bekannte Künstler wie u.a. Dieter Appelt, Frank Badur, Georg Baselitz, Hans-Jürgen Diehl, Klaus Fußmann, Werner Gailis, Johannes Gecelli, Kuno Gonschior, Dieter Hacker, Burkhard Held, Rebecca Horn, Leiko Ikemura, Herbert Kaufmann, Dietmar Lemcke, Marwan, Christiane Möbus, Wolfgang Petrick, Michael Schoenholtz, Katharina Sieverding, Volker Stelzmann oder Jürgen Verhoeven. 

Bereits in der Vorbereitungsphase zur Gründung der Hochschule der Künste Berlin war Herrfurth Mitglied der Strukturkommission, nach der Gründung Mitglied des Akademischen Senates und zwischen 1992 und 1994 Vizepräsident der HdK Berlin. 

Während seiner Zeit als Professor war er sowohl Mitglied der Karl-Hofer-Gesellschaft als auch des Deutschen Künstlerbundes, wo er regelmäßig an Ausstellungen in unterschiedlichen Städten teilnahm. Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen dokumentieren Karl-Heinz Herrfurths kontinuierliche Tätigkeit als Künstler während seiner ca. dreißigjährigen Zeit als Dozent, in der er er Generationen von Studierenden ausbildete,  zu denen u.a. auch Horst Beese, Sonja Blattner, Carola Czempik, Wolfgang Ebert, Anna Holldorf, Manfred Fischer, Peter Freitag, Blonay Fuchs, Karl-Ludwig Lange, Ulrike Lösing, Michael Luther, Liese Petry, Katharina Poos, Axel Sander und Sigrid Weise gehören, die mit Hinweisen, Erinnerungen und Kritiken an der Verbesserung dieser Website mitgewirk haben. Unserer besonderer Dank gilt Anna Holldorf, die die Idee initiiert und die Gestaltung übernommen hat. 


Herrfurth zog es als weltoffenen jungen Künstler früh in die Ferne: schon seit Ende der 50er Jahre, gerade mal 25 Jahre alt, bereiste er Marokko, Spanien und Griechenland. In Hellas lernte er 1960 seine Frau Ourania Mantouvalou kennen, die er 1962 in Athen heiratete. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. Seitdem lebte und arbeitete Karl-Heinz Herrfurth sowohl in Berlin als auch in der Mani (südliche Peloponnes, Griechenland). Seine Auseinandersetzung mit anderen Kulturen, Geschichte, Literatur, Archäologie und Philosophie bereicherten stets sein künstlerisches Schaffen.

In einem Eintrag aus seinem Notizbuch vom 8. September 1965 heißt es: 

"Vor meinem 31. Geburtstag, der ein Wendepunkt in meinem Leben sein soll. Griechenland, das Land der Verheißung, Grenzlinien, der Ort, der Begegnung. Ein Tag, an dem ich mich als Künstler fühle, der Künstler, der ich vielleicht einmal sein werde. Programm: Erneuerung der Kunst als des einmalig den Augenblick feiernden Festes. [...] Der Künstler ist der Mensch, der auf der Suche nach der bildnerischen Wahrheit alles wagt."


Karl-Heinz Herrfurth war während seiner ganzen Schaffenszeit auf der Suche nach der bildnerischen Wahrheit und hat in der Kunst alles gewagt. Während seine frühen Arbeiten mehr der Malerei gewidmet waren, richtete er in den folgenden Jahren seinen Fokus  verstärkt auch auf das Zeichnen. Über Herrfurth wurde ebenso wie über den Teil des oben angeführten Kollegiums, der noch an der HfBK studiert hatte, zurecht behauptet, dass "sich an der Hochschule besonders im Bereich der Malerei ein System künstlerischer Positionen gebildet hat, das sich aus eigener Erfahrung unmittelbar auf die künstlerische Tradition der UdK um 1960 bezieht und diese bewusst weiterentwickelte oder gezielt veränderte. So entstand seit den 70er Jahren ein Schwerpunkt figurativ expressiver Malerei, der sich teils als direkte Gegenreaktion, teils als Erweiterung hin zu einer Verbindung von Kunst und realter Lebenswelt aus der als zu unverbindlich empfundenen abstrakt-gegenstandslosen informellen und tachistischen Malerei ihrer Lehrer Hann Trier und Fred Thieler entwickelte" (Guido Fassbender, Katalog zur Ausstellung "UdK Berlin", Berlin 2005, S. 14). 


So durchlebte Herrfurth nach den Studienjahren  eine "lange am Realismus orientierte Arbeitsphase mit Figurenbildern bis ca. 1978", so beschreibt es der Künstler in einer Kurzvita. Der Realist Herrfurth zeigt sich in den 1960er und 70er Jahren auch als ein Vertreter des kritischen Realismus (bisweilen auch mit Reminiszenzen an die Pop Art) einer Kunstströmung, die ihren Höhepunkt in eben dieser Zeit in Europa und den USA erlebte. Mit dem Terminus des Kritischen Realismus wird im Allgemeinen jene realistische Kunstform bezeichnet, die rein stilistisch meist der Pop Art oder dem Fotorealismus nahesteht und die ihren Gegenstand auf der Grundlage von sozial- oder gesellschaftskritischen Überlegungen gründet. Somit kann man Karl-Heinz Herrfurth als ein Kind seiner Zeit bezeichnen, da er mit den vorherrschenden Stilmitteln des Realismus kritische Inhalte in seinen Ölgemälden und Fotocollagen umsetzte. Herrfurth vertritt in dieser Phase einen modernen figurativen Stil, der oft surreal, sozialkritisch und fotorealistisch ist, was sich bei ihm in der stileigenen Durchdringung, Vermischung, Gegenüberstellung von Mensch und Technik zeigt. Perspektivisch wird oft wie bei einem Kameraobjektiv das Motiv ausschnitthaft vergrößert und dadurch einerseits konzentriert und andererseits bewusst verfremdet. Das Kritische der Bilder dieser Phase ist seltener im direkt politischen Bereich fassbar (vgl. Herrfurths Kriegsbilder), sondern es zeigt sich eher in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen wie Technologisierung, Umgang mit Konsumgütern (vgl. frühe Ölgemälde der "Car-Serie"), Werbung, Klischees, dem Umgang mit Tieren, Essen etc.  Dadurch fühlt sich der Betrachter dieser Werke herausgefordert, über die eigene Haltung in diesen Bereichen zu reflektieren, was den Bildern auch 50 Jahre später eine hohe Aktualität verleiht. Herrfurths kritische Haltung gegenüber der zunehmenden Technologisierung des menschlichen Lebens lässt sich einerseits als Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit verstehen, andererseits mag auch seine gut zehnjährige Arbeit als technischer Zeichner dazu beigetragen haben, dass er in den Gemälden der 60er und 70er Jahre gern technische Sujets darstellte.

Erwähnenswert ist, dass der Künstler einige seiner zahlreichen Fotocollagen fast detailgetreu in große fotorealistische Ölbilder umgesetzt hat. Aus der Korrespondenz des Jahres 1963 geht hervor, dass Herrfurth zufällig in schöpferischen Krisenzeiten auf die Collage gestoßen ist, wegen des reizvollen Materials und ,,weil man dabei auf neue Farbzusammenänge stößt, als Mittel der Befreiung". Er sah seine Collage-Beispiele, wie er sie nannte, nicht so sehr als kleine Bilder, sondern mehr als Stadium innerhalb eines Prozesses. Die Collagen hatten aber auch die Rolle von Entwürfen für seine großen Werke inne (vgl. die Ordner "Vorlagen/ Ölbilder" oder auch "Fotocollagen"). Technisch ging der Künstler dabei so vor, dass er aus Illustrierten und Magazinen geeignete Motive haargenau herausschnitt und diese ineinander montierte, indem er sie auf Karton klebte. Wie aus einer Notiz hervorgeht, hat er dabei zwischen 1967 und 1976 ca. 1000 (!) solcher Fotocollagen angefertigt, von denen etwa 400 vom Künstler per Fotografie auf Diapositiv festgehalten wurden. Etwa 100 hat er  in Ölgemälde umgesetzt, während die meisten Originalcollagen nicht mehr erhalten sind. Andere Vorlagen für große Ölbilder erstellte er hingegen auf traditionellere Weise mittels kleinformatiger Zeichnungen, Aquarelle oder seltener per Fotovorlage.


Herrfurth holte sich im Laufe der Zeit immer wieder Anregungen bei den  "Alten Meistern" klassischer, gegenständlicher und auch abstrakter Malerei, deren Vorbild und Wirkung er auch in seinen Seminaren  thematisierte. Sein Oevre beinhaltet daher eine große Fülle vor allem eindeutig gegenständlicher, aber auch einiger abstrakterer Werke. Selten jedoch findet sich darin bloßes Spielen mit Farben ohne die Andeutung einer Form. Die Arbeit an der Universität regte den Künstler dazu an, sich ständig theoretisch und praktisch in seiner Malerei zu formulieren, was neben der vorhandenen Neugierde sicher ein wichtiger Grund für die  Vielfalt seiner Malerei  und Motive ist. Bei aller Variation gibt es jedoch ein zentrales Thema, das sich über fünf Jahrzente in seinen Werken zeigt: der menschliche Körper und seine Körperteile, besonders Kopf und Hand, die ja anthropologisch und evolutionär betrachtet als herausragendste Köperteile des Menschen gelten.


Nach einer Phase des intensiven Zeichnens und Aquarellierens von realistischen und surrealistischen Sujets von ca. 1978 bis 1982 (s. z.B. die Ordner "Objekte im Raum" oder "Viva Hieronymus"), in der er "großformatige Stilleben aufgrund ausgedehnter Naturstudien verfertigte" (Zitat des Künstlers), schlug er ab etwa 1982 einen ganz neuen Stil in seiner Malerei ein, der z.B. in den Ordnern "Großformate auf Papier" oder "Hommage an Bacon" deutlich wird: "Entwicklung von Figurationen mit experimentellem Charakter im freien Malprozess" (Zitat Herrfurth). Nicht aber, um in eine neue Stilrichtung zu wechseln, als vielmehr, um seinen eigenen Weg in der Malerei weiter zu gehen. So galt für den Künstler Herrfurth das Werk Francis Bacons eher als Sprungbrett: Die Auseinandersetzung mit Bacons Ausdruck und mit anderen modernen Künstlern erlaubte ihm, sehr eigene Wege zu beschreiten, neue Farbfacetten zu entdecken, noch mehr er selbst zu sein. In den folgenden Jahren wandte sich Karl-Heinz Herrfurth vermehrt kleinformatigen Arbeiten auf Papier zu, insbesondere von 1985–2000 entstanden Zeichnungen/ Mischtechniken auf alten Papiergründen (vgl. die Ordner "Serien" und "Arbeiten auf alten Papiergründen"), die er in Griechenland, seinem zweiten Lebensmittelpunkt neben Berlin, für sich entdeckt hatte (s. den Ordner "Elias") und später auch bei Antiquitätenhändlern aufkaufte. 

Herrfurth spielte in diesen Werken ausführlich  mit der spannenden Wechselwirkung von historischen Maluntergründen (Kassenbüchern, Briefen, Briefumschlägen, Schulheften, Inventarbüchern, Poesiealben und Formularen) und dem Zusammenspiel von Form und Farbe, die mit dem beschriebenen Papier und seiner historisch bedingten Funktion in einen interessanten Dialog treten. Einen Hauptaspekt bildet dabei das Hineingestelltsein des Menschen in die Welt, in seine Umgebung, sein Kontinuum. In diesen und anderen Werken tritt einerseits ein häufig symbolhaft-philosophischer Charakter zu Tage, es verknüpfen sich Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Imagination zu einem phantasievollen und neuen Ganzen. Andererseits schreitet Herrfurth hier auf bereits eingeschlagenen Wegen weiter, denn schon die großformatigen Ölbilder der 60er bis 80er Jahre hatten ja den Mensch in einer meist technischen, wirtschaftlichen oder künstlichen Umgebung thematisiert. Nun variieren aber in den 80er Jahren Formen und Farben, das Format und die Untergründe stärker.


Die Arbeit von Herrfurth ist ferner stark geprägt durch die Aufenthalte in Griechenland, auf der Vulkaninsel Milos und vor allem in der steinigen Mani auf dem Peloponnes. Bereits seit den 70er Jahren lassen sich symbolträchtige Motive in seine Kunst wie Werkzeuge, Körper, Hände, Köpfe, Berge, Bukranien, Vegetation, Masken, Früchte, Hermen finden, die sich z.T. durch die Auseinandersetzung mit der griechischen Kultur, Geschichte und Landschaft erklären lassen. Herrfurth selbst erklärte seine Hinwendung zum Zeichnen mit dem Umstand, dass er in der hellen Sonne Griechendland mitunter im gleißenden Sonnenlicht gar nicht auf die Farbe als Gestaltungsmittel zurückgreifen konnte und sich infolgedessen der Form und der Linie als Ausdrucksmittel bedienen musste. Dem Arbeiten in der Mani verdankte er neben ausgiebigen Naturstudien außerdem etliche Sujets wie Landschaften, Türme, Werkzeuge (s. "Objekte im Raum"), Boote, Berge oder Symbole (vgl. die Ordner "Zeichnungen", "In der Mani" oder "Landschaft").


In späteren Jahren gestaltete Herrfurth seine großen Werke in Öl nicht mehr rein realistisch (s. "Öl auf Leinwand, 1987-2015"), auch reduzierte er das ausschließliche Zeichnen. Vielmehr malte er ausgiebig auf kleinen wie größeren Papiergünden, benutzte dabei wie zuvor ganz unterschiedliche Techniken, experimentierte neugierig mit neuen Formen und nahm auch die Collage wieder in sein Oeuvre auf, aber diesmal nicht als Fotocollage wie in den frühen 60er Jahren, sondern in Kombination mit seiner Malerei (vgl. den Ordner "Collagen"). 


Als Herrfurth 1963 sein Zweites Staatsexamen zum Studienrat am Berliner Herrmann-Ehlers-Gymnasium erfolgreich bestanden hatte, war es keineswegs sicher, dass er als Künstler außerhalb des Schuldienstes ein finanzielles Auskommen haben würde. In dieser Zeit war der Kunstmarkt in Berlin (und in Deutschland überhaupt) nämlich kaum entwickelt: eine Handvoll Galerien existierten in Berlin-West, die staatliche Förderung von jungen Künstlern war gering, die wenigsten Künstler verkauften Bilder. Man jobbte nebenher, um als Kunstschaffender über die Runden zu kommen. Dies tat Herrfurth auch, da nur wenige im akademischen Bereich der Hochschulen unterkamen. Die Anstellung als Technischer Zeichner 1963 und vor allem die Professur an der HdK anno 1974 ermöglichten Herrfurth dann eine hohe finanzielle und soziale Absicherung. 


Das wusste er sehr zu schätzen, denn er hatte dadurch genug Zeit, sich der Umsetzung seiner küntlerischen Ideen widmen zu können. Gleichzeitig zeigt sein Engagement als Mitglied des Beirats des Vereins "Jugend im Museum" im Ethnologischen Museum in Berlin-Dahlem in den 70er Jahren, dass der Künstler sich nicht komplett von der kunstpädagogischen Arbeit mit  Kindern zurückgezogen hatte. 

Das Ausbleiben von Produktionsstress, Kompromisszwängen oder Verkaufsdruck ermöglichten ihm jedenfalls absolute künstlerische Freiheit und führte in Verbindung mit familiären Verpflichtungen bei zunehmendem Alter auch zu stärkerem Rückzug vom öffentlichen Ausstellungsbetrieb. Herrfurth liebte die Selbstinszenierung nicht, künstlerische Bekanntheit interessierte ihn wenig, er war eher bescheiden im Umgang mit der Publikation seiner Arbeiten. Vielmehr verbrachte er den Großteil seines Lebens damit, seine Umwelt und sich durch tägliches Malen zu erfassen, zu erforschen, zu entdecken. Dies tat er beinahe täglich von morgens bis in den späten Nachmittag hinein, und zwar unabhängig davon, ob er Urlaub machte oder in der Hochschule und später in seinem Atelier am Salzufer malte, wo er neben seinem Ex-Kollegen Dieter Appelt Quartier bezogen hatte.

Neben Unterricht, Organisation, Prüfungen, Verwaltung und anderen Anforderungen des alltäglichen Universitätsbetriebs war sein Alltag geprägt von zahlreichen Gesprächen mit Kollegen und Studierenden, oft bei einer Tasse Kaffee. Die HdK/ UdK war und ist ein Ort, an dem eben viel über die Kunst gesprochen und diskutiert wurde (und wird). Gern las Herrfurth beim Malen zwischendurch etwas, hörte Jazz-Musik bzw. Klassik, spielte Profipartien von Schachpielern nach. Bezeichnend für seine offene Art und das Interesse an den Arbeiten anderer ist, dass nicht wenige ehemalige Studierende der HdK/ UdK mitteilten, dass sie sich an Herrfurth stets um Rat wenden konnten, auch wenn sie nicht zu seiner Klasse gehörten. Seine Tür stand immer offen (s. Wolfgang Ebert ,,Erinnerungen an Studienjahre in der HdK bei Professor Herrfurth" unter ,,Texte"). Über Jahre war er jeden Tag in der Hochschule ansprechbar, auch an Wochenenden, was im Kreis seiner Familie nicht selten zu Irritationen führte.

Das Freisein von wirtschaftlichen Zwängen führte auch dazu, dass Herrfurth sein hohes Maß von technischer Handfertigkeit in seine Arbeiten einfließen lassen konnte. Dies zeigt sich in der klaren Linienführung vieler Werke, die Ölgemälde weisen meist keine dicken Übermalungen auf, selbst viele Aquarelle zeigen in ihrer Ausfühung eine präzise Handhabung des Pinselstrichs, die bis an die möglichen Grenzen dieses Mediums reichen und auch dann nur mit großer Geduld von einem Künstler erreicht werden können. Herrfurths Werke führen uns aber nicht nur vor Augen, dass er ein technisch perfekter Maler war, sondern auch, dass es ihm als Künstler gelungen ist, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, die den Betrachtern etwas mitzuteilen hat, sie herausfordert. Gegenüber seinen Studierenden formulierte er als Berliner die Anforderung an Kunstschaffende bisweilen mit den einprägsamen Worten, es müsse ,,Musike drin stecken". 


Der Pensionär Herrfurth äußerte noch zu Lebzeiten trotz Abstinenz von Computern im künstlerischen wie privaten Bereich - er besaß nie ein Handy oder Smartphone und war darüber nicht gerade unglücklich - dass er sich eine Veröffentlichung seiner Kunst im Internet sehr gut vorstellen könne. Leider war aus gesundheitlichen Gründen eine Begleitung der Erstellung einer Website nicht möglich und so bleibt diese Darstellung hier eine posthume Publikation, die ohne seine Beratung und Mithilfe auskommen musste, vielmehr auf Erinnerungen von Familienmitgliedern, Freunden und ehemaligen Studierenden sowie Dozenten, vereinzelte Publikationen, Fotos, Tagebuchnotizen zurückgreift und natürlich auf seine Arbeiten. 


Karl-Heinz Herrfurth hinterließ ein großes Werk, als er am 12. November 2015 im Alter von 81 Jahren in Berlin-Steglitz verstarb. 


 


Herrfurth mit Frau Ourania und Schwiegervater Michalis auf der Peloponnes 1963





Nachruf der Universität der Künste


 Atelier am Salzufer in Charlottenburg
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